Wirtschaftsinformatik (Bachelor-Studiengang): Betriebswirtschaftslehre (2. Semester)

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MR / CM, Kurs vom 01.10.2002 - 31.03.2003

Betriebswirtschaftslehre (Investition und Finanzierung): Investitionsbedarf und Investitionsplanung: Bewertungskriterien und Auswahl von Investitionsalternativen (Investitionsplanung als Einzelplanung, Investitionsplanung als Gesamtplanung, Sammlung und Schaffung von Investitionsalternativen, Vorauswahl von Investitionsalternativen), Informationsbeschaffung und -verarbeitung (Informationsprobleme der Investitionsplanung, Messprobleme von Kennzahlen), Korrekturverfahren (Überbrückung der Ungewissheit, Korrekturverfahren).

  1. Bewertungskriterien und Auswahl von Investitionsalternativen
  2. Informationsbeschaffung und -verarbeitung
  3. Korrekturverfahren

Bewertungskriterien und Auswahl von Investitionsalternativen

Investitionsplanung als Einzelplanung

  1. Anregung der Investition
  2. Beschreibung der Investition
  3. Festlegen der Ziele und Bewertungskriterien
  4. Ermittlung von Investitionsalternativen
  5. Vorauswahl von Investitionsalternativen
  6. Messung der Vorteilhaftigkeit der ausgewählten Alternativen
  7. Bestimmung der vorteilhaftesten Alternative und Entscheidung
  8. Realisierung der Investition
  9. Kontrolle der Investition

zu 1. (Anregung der Investition):

interne Quellen:

externe Quellen:

zu 2. (Beschreibung der Investition):

Informationen

zu 3. (Festlegen der Ziele und Bewertungskriterien):

quantitative Bewertungskriterien:

qualitative Bewertungskriterien:

zu 4. (Ermittlung von Investitionsalternativen):

Möglichkeiten als Sammlung von Alternativen:

Möglichkeiten als Schaffung von Alternativen:

zu 5. (Vorauswahl von Investitionsalternativen):

Durch Festlegen von sogenannten Begrenzungsfaktoren.

zu 6. (Messung der Vorteilhaftigkeit der ausgewählten Alternativen):

Sie erfolgt gewöhnlich mit einer oder mit mehreren kombiniert angewandten Methoden der Investitionsrechnung bzw. der Nutzwertrechnung, wie z.B.:

zu 7. (Bestimmung der vorteilhaftesten Alternative und Entscheidung):

Nach Bildung einer Rangordnung Entscheidungsvorbereitung und Entscheidung.

Einbeziehung von Gremien je nach Bedeutung der Investition sowie Größe und Struktur des Unternehmens und seiner Unternehmensorganisation.

zu 8. (Realisierung der Investition):

Bestellung und Kauf der Investitionsobjekte Beschaffung, Montage und eventuelle Probeläufe, Technische Abnahme, Korrekturen usw.

zu 9. (Kontrolle der Investition):

Arten der Kontrolle:

Zeitpunkt der Kontrolle (Varianten):

Investitionsplanung als Gesamtplanung

Sie kann als Simultanplanung und als Sukzessivplanung durchgeführt werden.

Simultanplanung (als Ausnahme):

Gleichzeitige Planung aller Einzahlungen und Auszahlungen, die sich auf alle Investitionsobjekte des Unternehmens beziehen.

Sukzessivplanung (als Normalfall):

Beginnend mit einem Teilplan besonderer Bedeutung und Entwicklung anderer Teilpläne, auch der Investitionsplan daraus.

Beispielschema der Sukzessivplanung

Bildbeschreibung "Beispielschema der Sukzessivplanung": Untergliederung der Planung in einen erfolgswirtschaftlichen Bereich, einen leistungswirtschaftlichen Bereich und einen finanzwirtschaftlichen Bereich.

Sammlung und Schaffung von Investitionsalternativen

Sammlung:

Für eine zu beschaffende Werkzeugmaschine wurden folgende Alternativen ermittelt:

  1. Maschinenbau-AG, Berlin: 19.140 €
  2. Spezialmaschinen-GmbH: 21.430 €
  3. Gebrüder Feucht & Fröhlich: 16.390 €
  4. Maier-Drehmaschinen: 24.110 €
  5. Neumerkel & Co.: 19.490 €
  6. Billigowo und Söhne: 15.995 €

Schaffung:

Bewährte Praxisverfahren sind:

Brainstorming

  1. Gruppe bis 10 Personen, gemischt zusammengesetzt
  2. Frühzeitige Bekanntgabe der Thematik mit exakter Diskussionszielstellung
  3. Nicht länger als 30 Minuten / gute Protokollführung
  4. Vorherige Bekanngabe und Einhaltung (!) der Sitzungsregeln:
    • Der Moderator ist nicht der Chef.
    • Negative Kritik ist verboten - Phantasie ist Pflicht!
    • Je mehr Ideen, um so näher die Lösung.
    • Freier Lauf der Assoziation
    • Weiterentwicklung der vorgebrachten Ideen

Methode "635"

Während einer Gruppensitzung schreiben

Verwendung von Vordrucken empfehlenswert:

Beispiel für einen Vordruck
Lösungsvorschläge: W 1 W 2 W 3 W 4 W 5
1. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
2. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
3. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

D.h. es entstehen 108 originale und weiterentwickelte Lösungsvorschläge.

Vorauswahl von Investitionsalternativen

Vorauswahl, weil differenzierte Untersuchung der Vorteilhaftigkeit vieler Alternativen unzweckmäßig.

Vorauswahl i.d.R. über Begrenzungsfaktoren, z.B. o.g. Alternativen 1 bis 6:

Fortsetzung des letzten Beispiels (Vorauswahl)
Alternative Nr. Technische Daten Lieferzeit Sicherheitsvorschriften
1 erfüllt erfüllt erfüllt
2 nicht erfüllt erfüllt erfüllt -> entfällt
3 erfüllt erfüllt erfüllt
4 nicht erfüllt nicht erfüllt erfüllt -> entfällt
5 erfüllt erfüllt erfüllt
6 erfüllt erfüllt erfüllt -> entfällt

Bewertung von Investitionsalternativen:

Die zulässigen Investitionsalternativen werden eingehenden Beurteilungen unterzogen (Variante 1, 2 und 5).

Anwendung traditioneller Investitionsrechnungen und bei nichtquantifizierbaren Kriterien unter Anwendung von Nutzwertrechnungen.

Notenskala:

Fortsetzung des letzten Beispiels (Weiterführung der Auswahl)
Bewertungskriterium: Alternative 1 Alternative 3 Alternative 5
Amortisationszeit 3,4 Jahre 5,1 Jahre 4,1 Jahre
Kundendienst 3 2 1
Zuverlässigkeit 4 2 2
Genauigkeitsgrad 2 4 3
Störanfälligkeit 3 3 2
Umweltfreundlichkeit 3 3 2
Wertzahl 15 14 10

Bestimmung der vorteihaftesten Investitionsvariante durch Feststellen der Rangordnung
Kriterium Rang 1 Rang 2 Rang 3
Amortisationszeit 1 5 3
Wertzahl 1 3 5

Hinweis: Die qualitativen Bewertungskriterien können auch gewichtet werden!

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Informationsbeschaffung und -verarbeitung

Informationsprobleme der Investitionsplanung

Bei der Investitionsplanung sind fast alle verwendeten Daten auf die Zukunft gerichtet. Sie sind daher geprägt durch

  1. Sicherheit
    Daten sind eindeutig bekannt. Aber im marktwirtschaftlichen System ist vollkommene Sicherheit nicht gegeben.
  2. Ungewissheit
    Es ist unbekannt, welche Werte die Daten annehmen werden, weil sie sich der Beeinflussung durch das investierende Unternehmen entziehen.
    • Risiko
      Ist bedingte Ungewissheit, die sich durch Annahme objektiver Wahrscheinlichkeiten überbrücken lässt, besonders bei vorliegenden Erfahrungen.
      siehe Korrekturverfahren
    • Unsicherheit
      Die Ungewissheit ist vollkommen. Objektive Wahrscheinlichkeiten sind nicht ermittelbar, höchstens subjektive Betrachtung der Wahrscheinlichkeiten.

Messprobleme von Kennzahlen

Anschaffungskosten:

Problemlos: Ermittlung Einkaufs-/Anschaffungspreis
schwieriger: Projektierungs-, Umbau-, Installationskosten und Anlaufkosten

Restwerterlös / Liquidationserlös:

Schätzgröße (Überbrückung mehrerer Jahre)

Gewinn / Überschuss:

Schwierig, weil Zurechnung nicht ohne weiteres möglich, und zwar auf

Nutzungsdauer:

Schwierig, weil verschiedene Kategorien / Faktoren:

  1. Technische Nutzungsdauer
  2. Wirtschaftliche Nutzungsdauer -> Hauptfaktor!
    bestimmt durch
    • technischen und
    • natürlichen Verschleiß
    • wirtschaftliche Entwicklung
  3. Betriebsgewöhnliche Nutzungsdauer (-> AfA-Tabellen)
  4. Rechtliche Nutzungsdauer

Kalkulationszinssatz:

Problem der Orientierung, bei folgenden Möglichkeiten:

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Korrekturverfahren

Überbrückung der Ungewissheit

Möglichkeiten:

Korrekturverfahren

Wird insbesondere bei folgenden Daten eingesetzt:

beim Kalkulationszinssatz:

Je höher das Risiko, um so höher der Kalkulationszinssatz.

z.B. mit mehreren Risikokategorien:

Korrekturverfahren beim Kalkulationszinssatz (Beispiel)
Risikokategorie Ausmaß des Risikos Ausgangskalkulationssatz Risikozuschlag Kalkulationszinssatz
1 kein Risiko 10 % 0 % 10 %
2 geringes Risiko 10 % 2 % 12 %
3 mittleres Risiko 10 % 6 % 16 %
4 hohes Risiko 10 % 12 % 22 %

bei der Nutzungsdauer:

Nutzungsdauer um so kürzer, je höher das Risiko.

Technische Nutzungsdauer 15 Jahre
Wirtschaftliche Nutzungsdauer 12 Jahre − Risikoabschlag
= Angesetzte Nutzungsdauer 10 Jahre

Beim Rest-(erlös-)wert bzw. Liquidationserlös:

Um so niedriger, je höher das Risiko.

Erwarteter Liquidationserlös 14.000 Euro
− Risikoabschlag 2.000 Euro
= Angesetzte Liquidationserlös 12.000 Euro

bei Gewinnen bzw. Überschüssen:

Um so niedriger, je höher das Risiko. z.B.

Korrekturverfahren bei Gewinnen / Überschüssen (Beispiel)
Wahrscheinlicher Wert Korrektur um 5 % Korrigierter Wert
Erträge bzw. Einzahlungen 940.000,- − 47.000,- 893.000,-
− Kosten bzw. Auszahlungen 630.000,- + 31.500,- 661.500,-
= Gewinne bzw. Überschüsse 310.000,- (− 78.000,-) 231.500,-

Hinweis:

  1. Vorteil des Korrekturverfahrens:
    • Einfachheit.
    • Daher: Breite Anwendung.
  2. Nachteile des Korrekturverfahrens
    • Risikoab-/bzw. -zuschläge erfolgen i.d.R. nicht analytisch
    • Bei "Negativ-Kumulation" = Totrechnen einer an sich guten Variante.