Wirtschaftsinformatik (Bachelor-Studiengang): Betriebswirtschaftslehre (2. Semester)

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MR / CM, Kurs vom 01.10.2002 - 31.03.2003

Betriebswirtschaftslehre (Investition und Finanzierung): Ermittlung des Kapitalbedarfs und Finanzplanung: Ermittlung des Kapitalbedarfs im Anlage- und Umlaufvermögen (Ermittlung des Kapitalbedarfs, Ermittlung des Anlagekapitalbedarfs, Ermittlung des Umlaufkapitalbedarfs), Kapitaldeckung, Stellung der Finanzplanung in der Gesamtplanung (Finanzplanung, Finanzplanung und -kontrolle, Täglicher Finanz-/Liquiditätsstatus, Zwecke, Struktur und Inhalt des tägl. Finanzstatus).

  1. Ermittlung des Kapitalbedarfs im Anlage- und Umlaufvermögen
  2. Kapitaldeckung
  3. Stellung der Finanzplanung in der Gesamtplanung

Ermittlung des Kapitalbedarfs im Anlage- und Umlaufvermögen

Ermittlung des Kapitalbedarfs

Die Ermittlung erfolgt in drei Schritten:

  1. Ermittlung des Anlagekapitalbedarfs, der durch das Anlagevermögen verursacht wird und dazu dient, die Betriebsbereitschaft sicherzustellen.
  2. Ermittlung des Umlaufkapitalbedarfs, der durch das Umlaufvermögen bedingt ist und der Sicherung des Leistungsprozesses dient.
  3. Ermittlung des Gesamtkapitalbedarfs.

Ermittlung des Anlagekapitalbedarfs

Der Anlagekapitalbedarf setzt sich insbesondere aus der Addition der Anschaffungskosten der erforderlichen Anlagegüter zusammen.

Wird eine Kapitalbedarfsrechnung anlässlich der Gründung eines Unternehmens aufgestellt, so sind noch alle Ausgaben für die Gründung und Ingangsetzung des Geschäftsbetriebes anzusetzen.

Ausgaben für die Gründung sind z.B.

Ausgaben für die Ingangsetzung des Geschäftsbetriebes sind z.B.

Ermittlung des Umlaufkapitalbedarfs

Die Ermittlung erfolgt in drei Schritten:

  1. Ermittlung der Kapitalbindungsdauer
  2. Ermittlung der durchschnittlichen täglichen Ausgaben
  3. Ermittlung des Umlaufkapitalbedarfs nach zwei Methoden:
    • kumulative Methode
    • elektive Methode

Ermittlung der Kapitalbindungsdauer:

Ermittlung der Kapitalbindungsdauer

Bildbeschreibung "Ermittlung der Kapitalbindungsdauer": Produktionsdauer + Lagerzeitdauer Fertigerzeugnis + Kundenziel = Lohneinsatz; Lohneinsatz + Rohstofflagerdauer - Lieferziel = Werkstoffeinsatz; Werkstoffeinsatz + Lieferziel = Gemeinkosteneinsatz.

Kumulative Methode:

Umlaufkapitalbedarf = Kapitalbindungsdauer − Lieferziel × Durchschnittliche tägliche Ausgaben

Elektive Methode:

Berücksichtigung der unterschiedlichen Bindungsdauer des

Beispiele:

Es liegen folgende Sachverhalte vor: Lieferziel 15 Tage, Rohstofflagerdauer 10 Tage, Produktionsdauer 12 Tage, Lagerdauer Fertigerzeugnisse 5 Tage, Kundenziel 20 Tage, Durchschnittlicher täglicher Lohneinsatz 10.000 Euro, Durchschnittlicher täglicher Werkstoffeinsatz 4.500 Euro, Durchschnittlicher täglicher Gemeinkosteneinsatz 8.700 Euro.

Kumulative Methode:

(20 + 5 + 12 + 10 − 15) × (10.000 + 4.500 + 8.700) = 1.090.400

Elektive Methode:

(20 + 5 + 12) × 10.000 + (20 + 5 + 12 + 10 − 15) × 4.500 + (20 + 5 + 12 + 10) × 8.700 = 922.900

Hinweis: Die elektive Methode ist genauer als die kumulative Methode!

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Kapitaldeckung

Nach Ermittlung des Kapitalbedarfs ist für seine Deckung zu sorgen.

Sie muss den Zielen des Unternehmens und seiner konkreten ökonomischen Situation entsprechen.

Für die Kapitaldeckung sollten folgende Kriterien beachtet werden:

die Kapitalkosten:

wie Zinsen, Gewinne, Disagio, Emissionskosten u.a.

Hauptfrage: Welche Deckung ist für das Unternehmen am günstigsten?

die Kapitalfristigkeit:

hier: Orientierung am Verwendungszweck und:
befristete, unbefristete Kreditvergabe, Kündigung.

die Kapitalflexibilität:

gestattet evtl. Umfinanzierung
kürzere Laufzeiten und Kündigungsmöglichkeiten erleichtern dies

Kapitalsicherung:

notwendige Kreditsicherheiten für Fremdkapitalgeber möglichst vermeiden

Kapitaleinfluss:

für Eigenkapitalgeber z.T. gesetzlich geregelt
für Fremdkapitalgeber z.B. Mitspracherechte, Kontrolle

Kapitalrentabilität:

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Stellung der Finanzplanung in der Gesamtplanung

Finanzplanung

Die Grundstruktur eines Finanzplanes ist grundsätzlich wie folgt gestaltet:

Grundstruktur eines Finanzplanes

Bildbeschreibung "Grundstruktur eines Finanzplanes": Darstellung für das erste Quartal. Tabelle mit vier Zeilen und vier Spalten. Zeile 1 = Zahlungsmittel − Anfangsbestand. Zeile 2 = Addition der Einnahmen. Zeile 3 = Subtraktion der Ausgaben. Zeile 4 = Ergebnis (entspricht Zahlungsmittel − Endbestand). Spalte 1 = Januar. Spalte 2 = Februar. Spalte 3 = März. Spalte 4 = April. Der Wert einer Spalte in Zeile 1 wird aus übernommen aus der vorhergehenden Spalte aus Zeile 4.

Die Untergliederung der Einnahmen wie Ausgaben kann unternehmens- oder branchenspezifisch vorgenommen werden. Zur Kontrolle des Finanzplanes können auch die einzelnen Monatswerte durch Istgrößen ergänzt werden.

Das Aufstellen eines Finanzplanes als Gegenüberstellung künftiger Einnahmen und Ausgaben führt in der Regel zum Ausweis eines monatlichen bzw. kumulierten Differenzbetrages als Kapitalbedarf (notwendige Finanzierung) bzw. als Kapitalüberhang (mögliche Kapitalanlage) auf.

Die Deckung eines Kapitalbedarfs kann durch Kapitalaufnahme oder / und durch Verminderung des Kapitalbedarfs erreicht werden.
Wesentlich für den Kapitalüberhang ist seine rentabilitäts-maximale Anlage innerhalb und / oder außerhalb des Unternehmens.

Finanzplanung und -kontrolle

Finanzplanung und -kontrolle

Bildbeschreibung "Finanzplanung und -kontrolle": Planungsphase: Ermittlung des Kapitalbedarfs; Planung der Kapitaldeckung; bei Feststellung einer Überdeckung: Suche nach Anlagealternativen; bei Feststellungen einer Unterdeckung: Suche nach Finanzierungsalternativen und Suche nach Investitionsalternativen zur Senkung des Kapitalbedarfs; Festlegung von Beurteilungskriterien; Bestimmung und Auswahl der besten Alternative. Durchführung: Vergleich mit Istwerten und Abweichungsanalyse; Information für künftige Finanzplanungen.

Täglicher Finanz-/Liquiditätsstatus

Um die Liquidität - im Sinne der Zahlungsfähigkeit zu jedem Zeitpunkt - zu gewährleisten, sind die Ein- und Auszahlungen tagesgenau zu erfassen.

Die Finanzplanungs(-rechnung) muss daher neben den mittel- und längerfristigen Planungen des Finanzbedarfs und seiner Deckung einen täglichen Finanzstatus erstellen.

Die Grundstruktur (Anfangsbestand plus Einnahmen minus Ausgaben gleich Endbestand) ist im wesentlichen gleich, aber

  1. Zahlungsmittelanfangsbestand nicht in einem Betrag, sondern getrennt nach
    • Kassenbeständen
    • Guthaben bei den verschiedenen Geldinstituten
    • Schecks und Besitzwechsel
    • Höhe zugesagter, nicht in Anspruch genommener Kredite (Kreditlinie)
    ausweisen.
  2. Bei den Einnahmen ist deutlich die Sicherheit kenntlich zu machen, mit der mit den Einnahmen zu rechnen ist.
  3. Die geplanten Ausgaben sind dahingehend zu kennzeichnen, welche der Ausgaben aus rechtlichen oder wirtschaftlichen Gründen aufschiebbar oder nicht aufschiebbar sind.

Zwecke, Struktur und Inhalt des täglichen Finanzstatus

Zwecke:

  1. Feststellen der gegenwärtigen Zahlungsfähigkeit bzw. Auslösen von Notfinanzierungsmaßnahmen zur Sicherung der aktuellen Zahlungsfähigkeit
  2. Lenkung der Zahlungsströme über die einzelnen Zahlungswege (Barzahlung, Scheck, Überweisung) unter Berücksichtigung der Guthaben und Kreditlinien
  3. Anlegung freier Mittel
  4. Innerbetriebliche Kontrolle der Einnahmen und Ausgaben

Struktur und Inhalt (Täglicher Finanzstatus zum 01.03.2001):

Struktur und Inhalt des täglichen Finanzstatus (Beispiel)
Guthaben
(1)
Kreditlinie
(2)
Kredit Ist
(3)
Zahlungkraft
(1 + 2 - 3)
Überschuss / Fehlbetrag: - - - + 57.000 €
Barbestand 5.000 € - - 5.000 €
Postbank und Landeszentralbank 8.000 € - - 8.000 €
Bank 1 5.000 € 34.000 € 0 39.000 €
Bank 2 0 39.000 € 4.000 € 35.000 €
Bank n 0 64.000 € 16.000 € 48.000 €
Schecks, Wechsel 4.000 € - - 4.000 €
Summe 1: 22.000 € 137.000 € 20.000 € 139.000 €
Personalausgaben - - - 48.000 €
Zahlung an Lieferanten - - - 19.000 €
Steuerausgaben - - - 12.000 €
sonstige Ausgaben - - - 3.000 €
Summe 2: - - - 82.000 €