Wirtschaftsinformatik (Bachelor-Studiengang): Betriebswirtschaftslehre (2. Semester)
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MR / CM, Kurs vom 01.10.2002 - 31.03.2003
Leasing
Leasing ist ein für einen bestimmten Zeitraum abgeschlossenes miet- oder pachtähnliches Verhältnis zwischen einem Leasing-Geber und einem Leasing-Nehmer.
Ein direktes Leasing ist, wenn der Hersteller des Leasing-Gutes als Leasing-Geber auftritt.
Beim indirekten Leasing tritt zwischen Hersteller und Leasing-Nehmer eine Leasing-Gesellschaft als Leasing-Geber.
Bildbeschreibung "Leasing": Leasing-Gesellschaft sendet Anforderung des Leasing-Gutes an eine zweite Leasing-Gesellschaft. Diese sendet Bestellung des Leasing-Gutes an Hersteller (Verkäufer). Hersteller liefert Leasing-Gut an erste Leasing-Gesellschaft. Diese zahlt Leasing-Raten an zweite Leasing-Gesellschaft. Dritte Leasing-Gesellschaft senset Refinanzierung an zweite Leasing-Gesellschaft. Diese sendet Sicherheiten zurück.
Es werden unterschieden:
Operate (operating) Leasing:
Das Vertragsverhältnis ist jederzeit kündbar, es wird keine Grundmietzeit vereinbart. Daher kommen hier insbesondere Leasing-Güter in betracht, die als universell einsetzbar, relativ leicht weiterzuvermieten sind.
Finance-Leasing (Finanzierungs-Leasing):
Wird im folgenden näher untersucht.
Finance-Leasing
Es gibt verschiedene Unterarten, deren gemeinsames Merkmal eine vertraglich fest vereinbarte Grundmietzeit ist, in der der Leasing-Vertrag unkündbar ist.
Unterscheidungen existieren:
als Vollamortisations-Leasing:
Der Leasing-Nehmer erstattet während der Grundmietzeit mit den Leasing-Gebühren dem Leasing-Geber die gesamten Kosten des Leasing-Objektes.
als Teilamortisations-Leasing:
Die gesamten Kosten werden nicht erstattet, der Leasing-Nehmer sorgt entweder am Ende der Grundmietzeit für einen einmaligen Ausgleichsbetrag oder er garantiert über die Ausübung einer Kauf- oder Mietverlängerungsoption einen Ausgleich.
Das Leasing ist eine - verglichen mit dem Anlagenkauf - wesentliche Sonderform der Finanzierung und damit eine Finanzierungsalternative:
- Die beim Kauf erforderliche einmalige Mittelbeschaffung entfällt beim Leasing.
- Die Finanzierung der Anschaffung übernimmt der Leasing-Geber.
- Statt dessen ergeben sich während der Mietzeit regelmäßige Leasing-Kosten als Zahlungsmittelabflüsse.
- Damit beeinflusst das Leasing wesentlich die Liquidität der Unternehmen.
Eine weitere Frage ist die Bilanzierung der Leasing-Objekte
- beim Leasing-Geber oder
- beim Leasing-Nehmer
Für das Operate-Leasing klar: Beim
Leasing-Geber.
Für das Finance-Leasing
ist der Leasing-Erlass
der Finanzverwaltung von 1972 bindend.
Bilanzierung von Leasing-Gütern
... ohne Kauf- oder Mietverlängerungsoption, d.h. keine Vereinbarungen oder Nebenabreden für die Zeit, die sich an die Grundmietzeit anschließt.
Bildbeschreibung "Bilanzierung von Leasing-Gütern": Leasing-Geber: Grundmietzeit beträgt mindestens 40 % und höchstens 90 % der betriebsgewöhnlichen Nutzungsdauer des Leasing-Gutes. Leasing-Nehmer: Grundmietzeit beträgt weniger als 40 % oder mehr als 90 % der betriebsgewöhnlichen Nutzungsdauer des Leasing-Gutes.
Beim Leasing-Vertrag mit Kaufoptionsrecht hat der Leasing-Nehmer nach Ablauf der Grundmietzeit die Möglichkeit, das Leasing-Gut vom Leasing-Geber zu erwerben.
Die Bilanzierung des Leasing-Gutes erfolgt beim:
- Leasing-Geber:
Grundmietzeit beträgt mindestens 40 % und höchstens 90 % der betriebsgewöhnlichen Nutzungsdauer des Leasing-Gutes und der Kaufpreis bei Ausübung der Option entspricht mindestens dem mittels linearer Abschreibung ermittelten Buchwert oder dem niedrigeren gemeinen Wert des Leasing-Gutes. - Leasing-Nehmer:
Grundmietzeit beträgt weniger als 40 % oder mehr als 90 % der betriebsgewöhnlichen Nutzungsdauer des Leasing-Gutes oder bei einer Grundmietzeit innerhalb dieser Grenzen ist der Kaufpreis bei Optionsausübung niedriger als der mittels linearer Abschreibung ermittelte Buchwert oder der niedrigere gemeine Wert des Leasing-Gutes.
Beim Leasing-Vertrag mit Mietverlängerungsoption hat der Leasing-Nehmer nach Ablauf der Grundmietzeit die Möglichkeit, den Vertrag über die Grundmietzeit hinaus zu verlängern. Dabei beträgt die Folgemiete etwa nur noch 5 - 10 % der bisherigen Grundmiete.
Die Bilanzierung des Leasing-Gutes erfolgt beim:
- Leasing-Geber:
Grundmietzeit beträgt mindestens 40 % und höchstens 90 % der betriebsgewöhnlichen Nutzungsdauer des Leasing-Gutes und die Abschlussmiete deckt den Wertverzehr des Leasing-Gutes, der sich auf der Basis des mittels linearer Abschreibung ermittelten Buchwertes oder des niedrigeren gemeinen Wertes ergibt. - Leasing-Nehmer:
Grundmietzeit beträgt weniger als 40 % oder mehr als 90 % der betriebsgewöhnlichen Nutzungsdauer des Leasing-Gutes oder bei einer Grundmietzeit innerhalb dieser Grenzen deckt die Anschlussmiete den Werteverzehr des Leasing-Gegenstandes nicht, der sich auf der Basis des mittels linearer Abschreibung ermittelten Buchwertes oder des niedrigeren gemeinen Wertes und der Nutzungsdauer des Leasing-Gegenstandes ergibt.
Beurteilung des Leasing
Vorteile:
Leasing bietet Möglichkeiten der Finanzierung von Anlagegütern, die sonst bei problemhafter Kapitalsituation nicht gegeben wären.
Leasing beeinflusst - die Anschaffungssituation betreffend - in vorteilhafter Weise die Liquiditätslage.
Es bestehen Möglichkeiten einer flexiblen Anpassung an Forderungen des technischen Fortschritts.
Leasing bietet durch mit ihm verbundene Service-Leistungen (Wartung, Instandhaltung usw.) weitere technische Vorteile.
Nachteile:
Leasing verursacht relativ hohe Kosten, denn neben den laufenden hohen Leasing-Gebühren während der Grundmietzeit können noch eine Abschlussgebühr sowie für weitere Nutzung oder Erwerb weitere Belastungen auftreten.
Auch nach Entrichtung der hohen Kosten während der Grundmietzeit (etwa 125-155 % der Anschaffungskosten) wird der Leasing-Nehmer kein Eigentümer.
Leasing verursacht relativ hohe Nebenkosten, z.B. für
- Fracht, Überführung
- zu versichernde Risiken
- Wartung und Instandhaltung usw.
Leasing im Vergleich
Die Liquiditätsbelastung ist im Vergleich verschiedener Finanzierungsalternativen ein wesentliches Beurteilungs- und Entscheidungskriterium.
Beispiel:
- Anschaffungskosten eines Anlagegutes: 600.000 €
- Nutzungsdauer: 6 Jahre
- Einnahmen aus der Anlagennutzung: 180.000 € p.a.
- Kreditsumme: 600.000 €
- Kreditlaufzeit: 6 Jahre
- Zinsen (kein Disagio): 8 % p.a.
- Kredittilgung: 6 gleiche Raten
- Grundmietzeit: 4 Jahre
- Abschlussgebühr: 10 %
- Monatliche Leasing-Rate *): 3 %
- Anschlussmiete pro Jahr: 15.000 €
*) Die Unterschiede bei monatlichen Leasing-Raten, die nach Erhebung zwischen 3,7 und 2,2 % des Anschaffungswertes betragen, resultieren aus den verschiedenen Grundmietzeiten.
Jahr | Ausgaben | Einnahmen | Liquiditätsbelastung (kumuliert) | ||||
---|---|---|---|---|---|---|---|
Kreditkauf | Barkauf | Leasing | Kreditkauf | Barkauf | Leasing | ||
∑ | 768.000 | 600.000 | 954.000 | ||||
1 | 148.000 | 600.000 | 276.000 | 180.000 | -32.000 | 420.000 | 96.000 |
2 | 140.000 | - | 216.000 | 180.000 | -72.000 | 240.000 | 132.000 |
3 | 132.000 | - | 216.000 | 180.000 | -120.000 | 60.000 | 168.000 |
4 | 124.000 | - | 216.000 | 180.000 | -176.000 | -120.000 | 204.000 |
5 | 116.000 | - | 15.000 | 180.000 | -240.000 | -300.000 | 39.000 |
6 | 108.000 | - | 15.000 | 180.000 | -312.000 | -480.000 | -126.000 |
Franchising
Franchising ist eine Form der Kooperation, bei welcher ein Franchise-Geber auf der Grundlage eines langfristigen Vertrages rechtlich selbständig bleibenden Franchise-Nehmern gegen Entgelt das Recht einräumt, bestimmte Waren oder Dienstleistungen- unter Verwendung von Namen, Warenzeichen, Ausstattung und sonstigen Schutzrechten,
- technischer und gewerblicher Erfahrungen und
- unter Beachtung des vom Franchise-Geber entwickelten Absatz- und Organisationssystems
Aus Sicht der Finanzierung handelt es sich um ein Dauerschuldverhältnis, bei dem
- der Franchise-Nehmer i.d.R. eine einmalige Gebühr sowie laufend zwischen 1 % und 3 % des Umsatzes an den Franchise-Geber bezahlt sowie auch die Investitionskosten ganz oder teilweise trägt,
- der Franchise-Geber ständig ein Auslieferungslager als finanzielle Unterstützung beim Franchise-Nehmer unterhält.
Franchising ist für solche Unternehmen interessant, wenn
- die finanziellen Mittel knapp sind,
- die personelle Kapazität begrenzt bleiben soll,
- eine schnelle Expansion angestrebt wird,
- das Risiko verteilt werden soll.
(In Deutschland z.B.: Coca-Cola, McDonalds, Tchibo, Hertz)