Wirtschaftsinformatik: Führungsstile

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MRO / CM, Kurs vom 01.04.2006 - 30.09.2006

Führungsstile: Gruppendynamik und Führungsverhalten (Phasenmodell von Tuckmann, Hierarchien der Gruppenbildung, Typen von Teammitgliedern, Vor- und Nachteile unterschiedlicher Teamgrößen, Kommunikationsmuster in Gruppen)

Gruppendynamik und Führungsverhalten

Phasenmodell von Tuckmann

Das Phasenmodell von Tuckmann wurde anhand von Therapie- und Trainingsgruppen entwickelt und umfasst vier Phasen: Forming (Gruppenbildung), Storming (Auseinandersetzung), Norming (Normbildung) und Performing (Leistung).

  1. Forming: Phase der Gruppenbildung
    • Ausprobieren von Verhaltensweisen
    • Orientierung an anderen Personen
    • in formellen Gruppen Abhängigkeit vom Leiter
  2. Storming: Phase der "stürmischen Auseinandersetzung"
    • Auseinandersetzung mit anderen Gruppenmitgliedern
    • Kampf um Macht und Einfluss
    • Widerstand gegen Gruppenziele
    • in formellen Gruppen Rebellion gegen Leiter
  3. Norming: Phase der Normbildung
    • Entwicklung von Gruppenzusammenhalt
    • Akzeptieren der anderen Gruppenmitglieder
    • Kooperationen
  4. Performing: Leistungsphase
    • flexible Rollenverteilung
    • in Problemlösegruppen effektive Arbeit

Hierarchien der Gruppenbildung

Eine Gruppe ist eine Ansammlung mehrerer Individuen oder Gegenstände, die durch gemeinsame Interessen, Zwecke oder Merkmale miteinander verbunden sind.

Zu unterscheiden sind fünf Hierarchien der Gruppenbildung:

  1. Alpha-Tierchen
    (Leitwolf, Macher, Zaunkönig)
  2. Beta-Tierchen
    (Berater, Chefsekretär, Graue Eminenz)
  3. Gamma-Tierchen
    (Mitarbeiter, Entscheider in Situationen)
  4. Omega-Tierchen
    (Sündenbock)
  5. Alpha'-Tierchen
    (sprich: "Alpha Strich"; der Chef, der nicht führen will).

Alpha-Tierchen wird, wer die Gruppe nach außen am Besten vertreten kann. Meist sind das nicht die Leistungsstärksten sondern die Sozialsten.

Typen von Teammitgliedern

Weiterhin treten verschiedene Typen von Teammitgliedern auf. Diese variieren je nach Gruppe und Funktion und unterliegen sowohl den vier Phasen der Gruppenbildung als auch der Hierarchie der Gruppenbildung.

  1. der positiv eingestellte Teilnehmer
    • hält lächelnd Augenkontakt
    • der Gruppe geht es gut
    • die Führung durch den Leiter läuft
  2. der Redselige
    • gibt sofort Intimes preis
    • die Gruppe braucht Nähe und Kontakt
    • der Leiter kann Privatperson bleiben
  3. der Dickfällige (auch: Dickfellige)
    • redet sehr langsam
    • die Gruppe braucht ein niedrigeres Tempo
    • der Leiter muss sein Tempo zügeln
  4. der Streitsüchtige
    • streitet mit dem Leiter vor der Gruppe
    • die Gruppe willl wissen, wie mit Konflikten umgegangen wird
    • eigentlich streiten alle mit dem Leiter - dieser darf nachbessern
    • normalerweise gruppendynamisch lösbar durch den positiv eingestellten Teilnehmer
  5. der Alleswisser
    • fleißiger Nicker und Redner
    • die Gruppe braucht Sicherheit
    • bei kritischen Themen gibt er der Gruppe Gewissheit
    • er muss unbedingt aufgebaut werden, sonst wird er abgeschossen
  6. der Ablehnende
    • macht unwillig für alle sichtbar mit
    • die Gruppe ist nicht sicher, dass das Thema funktionieren kann
    • der Leiter muss Änderungen aufnehmen und diskutieren lassen
    • auch Hierarchiebildung
  7. der Erhabene
    • hält sich (angewidert) bei Diskussionen zurück
    • jemand schaut auf die Gruppe
    • er kann Probleme der Gruppe aus der Gruppe heraus lösen
  8. der Ausfragende
    • ist interessiert und stellt dauernd tiefergehende Fragen
    • die Gruppe hat Interesse oder rollt mit den Augen
    • das Thema scheint zu interessieren
    • er muss aufgebaut werden
  9. der Vielredner
    • redet gerne (Amok) zum Thema
    • der Rest hat (braucht) Pause
    • der Leiter hat auch Pause / Zeit
  10. der Blocker
    • Inszenierung der Ablehnung wenn es weh tut
    • gibt der Gruppe die emotionale Entscheidung
    • danach sind alle bereit, die Entscheidung mit zu tragen und Schwierigkeiten auszuhalten (Wir-Gefühl)
  11. der Zurückhaltende
    • lächelt und hört ohne Augenkontakt zu halten zu
    • gibt der Gruppe die Typen
    • ist aber Entscheider in wichtigen Situationen
    • circa 80 % der Gruppe
  12. der Clown
    • bringt die Sachen per Humor auf den Punkt
    • die Gruppe fühlt sich pudelwohl
    • alles läuft bestens

Vor- und Nachteile unterschiedlicher Teamgrößen

Eine Gruppe mit 2 Mitarbeitern ist gekennzeichnet durch Partnerarbeit und gegenseitigen Gedankenaustausch. Gefahr liegt in der Entstehung von Rivalität. Bei speziellen Problemstellungen besteht der Bedarf an externen Experten.

3 bis 4 Mitarbeiter stellen eine flexible Arbeitsgruppe dar, die leicht zu überblicken und zu steuern ist. Das Detailwissen ist für alle überschaubar. Bei 4 Mitarbeitern ist bei Entscheidungen jedoch eine Pattsituation möglich.

5 bis 6 Mitarbeiter bilden eine ideale Arbeits- und Entscheidungsgruppe. In einer solchen Gruppe liegt hohes Kreativitätspotential und es kommt ohne großen Zeitverlust in Entscheidungssituationen zum Einvernehmen. Allerdings steigt der Verwaltungs- und Kommunikationsaufwand und das Detailwissen ist nicht mehr so leicht zu überblicken.

Eine Gruppe von 7 Mitarbeitern weist eine hohe Problemorientierung und -lösung auf. Es entstehen Kreativlösungen. Von Nachteil ist der Overhead, die erschwerte Kommunikation und der aufwendiger werdende Informationsaustausch.

Bei Gruppen über 7 Mitarbeitern sind Teilprojekte zu empfehlen, ab 13 Mitarbeitern ist eine Gruppe eine Großgruppe. Eine Gruppe ab 19 Mitarbeitern sollte entweder autoritär geführt werden oder der Leiter muss viele Gruppen bilden und diese dauernd neu zusammenstellen.

Kommunikationsmuster in Gruppen

Nach Leavitt sind folgende Kommunikationsmuster zu unterscheiden: Kreis, Kette und Stern.

Die Kreis-Kommunikation ist langsam und ungenau und weist auf eine unstabile Organisation hin. Die Führerrolle ist demzufolge unbestimmt. Alle Mitarbeiter sind beteiligt und alle fühlen sich sehr wohl. Die Kreis-Kommunikation ist typisch führ den Laissez-Faire-Führungsstil.

Die Ketten-Kommunikation ist schnell und genau und weist auf eine stabile, aber langsame Organisation hin. Die Führerrolle ist deutlich was zur Folge hat, dass sich die Mitarbeiter nicht ganz so wohl fühlen. Die Ketten-Kommunikation ist typisch führ den partnerschaftlichen Führungsstil, der oft in vernetzten Internet-Unternehmen, in kleinen IT-Buden sowie in Einzelhandelsunternehmen unter 10 Mitarbeitern anzutreffen ist.

Die Stern-Kommunikation ist ebenfalls schnell und genau und weist auf eine stabile und schnelle Organisation hin. Die Führerrolle ist sehr deutlich was jedoch zur Folge hat, dass sich die Mitarbeiter ziemlich unwohl fühlen. Die Stern-Kommunikation ist typisch führ den autoritären Führungsstil.

Je stärker die Führerrolle hervortritt, umso unzufriedener sind die Mitarbeiter.