Wirtschaftsinformatik (Bachelor-Studiengang): Grundlagen der WI (1. Semester)
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WU / CM, Kurs vom 01.04.2002 - 30.09.2002
- Aufgaben einer Systementwicklung
- Grundsätze einer Systementwicklung
- Phasen der Systementwicklung (Lebenszyklus)
- Vorgehensmodelle
- Methoden und Darstellungstechniken
- Phasenunabhängige Aufgaben
- Einsatz von Standard-Software
Aufgaben einer Systementwicklung
Systementwicklung (Software Engineering)
Gesamtheit der Maßnahmen bei Planung, Entwurf und Realisierung eines IV-Systems.
Grundaufgabe:
Dem Anwender ein für seine Zwecke optimales IV-System zur Verfügung zu stellen.
Aufgabenbereiche:
- Aufgaben aus der Wirtschaftsinformatik
- Aufgaben aus den betriebswirtschaftlichen Aspekten
- Aufgaben aus der Informatik
- Aufgaben zur Gewährleistung von Sicherheitsaspekten
- Aufgaben aus der Ergonomie
- Aufgaben zur Einhaltung rechtlicher Rahmenbedingungen
- Aufgaben zur Untersuchung der umfassenden Durchführbarkeit
Software-Management:
Zielorientierte Bereitstellung und systematische Verwendung von Prinzipien, Methoden, Notationen und Werkzeugen für die arbeitsteilige, ingenieurmäßige Entwicklung und Anwendung von umfangreichen Software-Systemen.
Qualitätssicherung:
Gesamtheit von angemessenen, aufeinander abgestimmten Qualitätssicherungsmaßnahmen zur Erfüllung vorzugebender Anforderungen and die Qualität eines Produktes, Bausteins oder Herstellungsprozesses.
Zielkategorien bei der Systementwicklung
Aus den allgemeinen Unternehmenszielen abgeleitete Ziele betreffen bestimmte Punkte der Unternehmensstrategie, z.B.
- Erhöhung der Wirtschaftlichkeit
- Reduzierung der Fehlerrate
Personenbezogene Ziele betreffen einzelne Personen oder Personengruppen, z.B.
- Entlastung von Routinetätigkeiten
Sachziele betreffen konkrete fachliche Aufgaben und ihre Durchführung, z.B.
- Verkürzung von Auftragsdurchlaufzeiten um x %
- Senkung des durchschnittlichen Lagerbestandes um y %
Formalziele betreffen die Qualität eines IV-Systems, z.B.
- leichte Änderbarkeit
- modularer Aufbau
Grundsätze einer Systementwicklung
Prinzipien der Software-Entwicklung
- Abstraktion: Verallgemeinerung, Hervorheben des Wesentlichen
- Strukturierung: Anordnung der Teile eines Ganzen, so dass die wesentlichen Merkmale offenbart werden
- Hierarchisierung: Rangordnung, Abstufung, Über-/Unterordnung
- Modularisierung: Bildung geschlossener Teil-Systeme, die über Schnittstellen kommunizieren
- Geheimnisprinzip: Black-Box-Prinzip, Interna von Modulen sind nach außen zu verbergen
- Lokalität: benötigte Informationen liegen eng zusammen
- Verbalisierung: Gute Namensgebung beschreibt die Bedeutung von Dingen/Sachverhalten
Begriffe
Methoden:
Vorschriften und Vorgehensweisen, die entsprechend bestimmter
Prinzipien planmäßig zum Erreichen festgelegter Ziele
angewandt werden
zugehörig: Notation, Verfahren,
Überprüfungsregeln
Verfahren:
Ausführbare Anweisungen zum gezielten Einsatz von Methoden
Konzepte:
dient der Erfassung und Modellierung von Sachverhalten nach verschiedenen Gesichtspunkten
Notationen:
ermöglichen Darstellung von Sachverhalten durch Symbole
Paradigma:
Denkmuster, wissenschaftliches Weltbild
Paradigmen der Software-Technik: das strukturierte, das
objektorientierte, das wissensbasierte Paradigma
Anforderungen bei der Systementwicklung an:
Bildbeschreibung "Anforderungen bei der Systementwicklung": Anforderungen bestehen an allgemeine Eigenschaften (wirtschaftlich, produktiv, zuverlässig, Problem-adäquat, minimale Fehlerwahrscheinlickeit), den Aufbau von Informationsverarbeitungssystemen (funktional, konsistent, modular, kompatibel, parametrisierbar), den Betrieb von Informationsverarbeitungssystemen (effizient, änderbar, erweiterbar, wartbar), die Nutzung von Informationsverarbeitungssystemen (robust, selbsterklärend, benutzerfreundlich), das organisatorische Konzept (abgegrenzt, Schnittstellen) und den Prozess der Systemüberwachung (Akzeptanz, Standards, Werkzeuge, Anwenderbeteiligung, Mehrfachverwendung).
Phasen der Systementwicklung (Lebenszyklus)
Initialisierungsphase:
- Initiierung der Systementwicklung
- erstes Informationssystem-Konzept / Risiko- und Durchführbarkeitsstudie
- Entscheidung / Projektauftrag
Analysephase:
- Ist-Analyse / Anforderungsanalyse / Pflichtenhefterstellung
- Analyse des Marktes für Standard-Software
- Durchführbarkeitsstudie und Entscheidung über weiteres Vorgehen
Entwurfsphase:
- Individual-Software
- Organisationsentwurf
- Software-Entwurf (Architektur, Komponenten)
- Hardware-/System-Software-Konfiguration
- Standard-Software
- Organisationsentwurf
- Angebotseinholung / Software-Auswahl
- Hardware-/System-Software-Konfiguration
Realisierungsphase:
- Individual-Software
- Programmierung
- Test
- Freigabe
- Standard-Software
- Software-Beschaffung
- Software-Installation
Einführungsphase:
- Individual-Software
- Reorganisation / Implementierung
- Abnahme / Inbetriebnahme
- Standard-Software
- eorganisation / Customizing
- Umstellung / Abnahme / Inbetriebnahme
Nutzungsphase:
- Systembetrieb
- Wartung & Optimierung
- Erweiterung & Anpassung
Initialisierungsphase
- Auslösung
meist durch Unzulänglichkeiten in der bisherigen IV, oder durch Wettbewerbsdruck oder Partner-Forderungen - Grobkonzept
dient der Konkretisierung der Ideen zu einer Systementwicklung/-beschaffung und ist Grundlage für - Durchführbarkeitsuntersuchung
- Entscheidung
- Systementwicklungsauftrag
enthält u.a. Grobkonzept, veranlassende Stelle, Bezeichnung des Vorhabens, betroffene Fachabteilungen, grobe Anforderungen, wichtige Vorgaben, Projektplan mit Ablauf und Ressourcennutzung, Projektnutzen, Projektleitung, Projektteam
Analysephase
Ziel der Analysephase ist die Sammlung aller Informationen, die für Planung und Realisierung des geplanten IV-Systems von Bedeutung sind, also z.B. Informationen über Arbeitsabläufe, Ausbaustrukturen, Organisationskonzepte, Aufgaben, Methoden bzw. Verfahren, Datenstrukturen und Datenflüsse.
Die Analysephase schafft damit die Grundlagen für die weiteren Phasen in der Systementwicklung.
Aufgabenbereiche:
- Ist-Zustands-Analyse der derzeitigen Situation
- Soll-Zustands-Analyse der Anforderungen (Anforderungsanalyse)
- Analyse des Marktes für Standard-Software
Ist-Zustands-Analyse:
- Erfassung des Ist-Zustandes oder Ist-Aufnahme
Fragenbeispiele:- Welche Ziele werden verfolgt?
- Welche Arbeitsgänge kommen in welcher Reihenfolge vor?
- Welche Daten / Informationen werden verarbeitet?
- Wo entstehen die Daten, wie werden sie erfasst und übertragen?
- Welche Schnittstellen bestehen zu anderen Systemen / Bereichen?
- Welche Qualifikation haben die Mitarbeiter?
- Welche organisatorischen Regelungen existieren?
- Beschreibung des Ist-Zustandes
- Analyse des Ist-Zustandes auf Schwachstellen und Mängel
- Bewertung des Ist-Zustandes im Hinblick auf Verbesserungen
Soll-Zustands-Analyse:
Ziel: detaillierte Beschreibung aller Anforderungen an das System.
Aufgabenbereiche:
- Problemanalyse
- Informationsbedarfsanalyse:
welche Informationen sollen wann, wo, in welchem Kontext, wem, in welcher Form zur Verfügung stehen? - Kommunikationsbedarfsanalyse
welche Informationen sollen wann, zwischen welchen Stellen, über welches Medium, über welche Endgeräte, wie schnell übertragen werden? - Schnittstellenanalyse
- Benutzerwünsche und Benutzerprofile
- Organisationsanalyse
- Gewährleistung der Konsistenz der Systemanforderungen
Entwurfsphase
- Entwurf eines organisatorischen Gesamtkonzeptes
- Datenmodellierung und Datenbankentwurf
- Entwurf einer wirtschaftlichen u. problemadäquaten Datenerfassung
- Entwurf von Benutzerschnittstellen
- Entwurf von Arbeitsabläufen
- Konzeption der Datenausgabe
- Hardware-Konfiguration
- Entwurf von Datenübertragungssystemen
- Konzeption von Sicherungssystemen
Realisierungsphase
- Realisierung und Implementierung des Datenmodells
- Programmierung und Programmtest (Modultest)
- Erstellen von Modulbeschreibungen (z.B. als Pseudocode, Struktogramm, Programmablaufplan)
- Codierung des Programms in einer Programmiersprache
- Umwandlung der Quellprogramme in Objektprogramme
- Überprüfen der Programmlogik mit Hilfe von
Testdaten und evtl. Korrektur des Programms
White-Box-Test: Überprüfung der Befehle und Befehlsfolgen
Black-Box-Test: Überprüfung der Funktion mit Testdaten
- Freigabe nach Programm- und Integrationstest
Phasen und ihre Ergebnisse (Entwicklung Individual-Software)
Initialisierung:
- Grobkonzept (Hauptziele, Systementwurf mit Alternativen)
- Durchführbarkeitsstudie mit Kalkulation, Projektplan, Risiken
Analyse:
- Pflichtenheft
- Produktmodell
- Benutzerhandbuch mit Konzept der Benutzeroberfläche
Entwurf:
- Software-Architektur
- Spezifikation der Komponenten ggf. mit Verifikation
Realisierung:
- Quellprogramme inkl. Dokumentation
- Objektprogramme
- Testplanungen und Testprotokolle, Freigabeprotokoll
Einführung:
- Abnahmeprotokoll (Auftraggeber und Auftragnehmer)
- Inbetriebnahmeprotokoll
Nutzung:
- Betriebsprotokolle
- Fehler- und Fehlerbeseitigungsprotokolle
- Dokumentierte Änderungs-/Erweiterungswünsche
Vorgehensmodelle
Ein Vorgehensmodell bildet das Vorgehen bei der Entwicklung auf der Basis von Beschreibungen und Anleitungen aus verschiedenen Sichten ab:
Bildbeschreibung "Vorgehensmodell": Das Bild ist unterteilt in vier Bereiche: Das Vorgehensmodell, das Rollenmodell, Methoden und Werkzeuge, Tätigkeitsbereiche. Das Vorgehensmodell definiert das Rollenmodell und gibt Methoden und Werkzeuge vor. Das Rollenmodell ist den Tätigkeitsbereichen zugeordnet, das Vorgehensmodell definiert Regeln für die Tätigkeitsbereiche und die Methoden und Werkzeuge unterstützen die Tätigkeitsbereiche. Die Tätigkeitsbereiche beinhalten Projekt-Management, Konfigurationsmanagment, Qualitäts-Management und Systementwicklung. Diese wiederum sind als Aktivitäten und Ereignisse definiert.
Wasserfallmodell
- Sequentieller Ablauf
- Überprüfbare, vollständige Ergebnisse vor Start einer neuen Phase
- Werden Vorgaben/Ziele nicht erreicht, erfolgt Rücksprung in frühere Phase
Bildbeschreibung "Wasserfallmodell": Bei dem Wasserfallmodell handelt es sich um einen sequentieller Ablauf. Folgende Phasen sind (in nachgenannter Reihenfolge) Teil des Wasserfallmodells: Initialisierung, Analyse, Entwurf, Realisierung, Einführung, Nutzung.
V-Modell
Entstanden im Auftrage des Bundes und eingeführt für Projekte öffentlicher Auftraggeber, aber auch in der Wirtschaft.
Bildbeschreibung "V-Modell": Das V-Modell hat, wie der Name schon sagt, die Form eines "V". An der linken Seite stehen, abwärts angeordnet: Anforderungsdefinition, Grobentwurf, Feinentwurf und Modulimplementation. Dem folgen ablauftechnisch an der rechten Seite aufwärts angeordnet: Modultest, Integrationstest, Systemtest und Abnahmetest. Von der Anforderungsdefinition werden Anwendungsszenarien direkt an den Abnahmetest geleitet. Vom Grobentwurf werden Testfälle direkt an den Systemtest gegeben, ebenso wie vom Feinentwurf zum Integrationstest und von der Modulimplementation zum Modultest. Kommunikationsschritte können sowohl von der linken oberen Seite des "V" aus startend durchlaufen werden als auch von der rechten oberen Seite startend.
Prototyping
Einsatz bei folgenden Voraussetzungen:
- Anforderungen können nicht vollständig zusammengestellt werden
- Vollständige Entwicklung nur in enger Kooperation möglich
- Alternative Lösungsmöglichkeiten sollen getestet und bewertet werden
- Die Realisierbarkeit von Anforderungen soll garantiert werden
Arten von Prototypen:
- Demonstrationsprototyp
- Prototyp im engeren Sinne
- Labormuster
- Pilotsystem
Schichtenarchitektur:
- horizontaler Prototyp:
vollständige Realisierung einer Schicht, z.B. Benutzeroberfläche - vertikaler Prototyp:
vollständige Realisierung bestimmter funktionaler Anforderungen
Bildbeschreibung "Prototyping": Reihenfolge der zu durchlaufenden Abschnitte: Entwurf, Konzept, Realisierung, Pilotsystem, "...?...", Endgültiges System. An der durch "...?..." gekennzeichneten Stelle kann es zu Rückschritten zu den Phasen Konzept oder Realisierung kommen.
Spiralmodell
Vorrangig bestimmt durch Risiken.
Zu Beginn eines jeden Zyklus wird eine Risikoanalyse durchgeführt und abhängig davon das weitere Vorgehen festgelegt.
Erfordert hohen Management-Aufwand, da in jedem Zyklus neu entschieden werden muss, wie weiter vorgegangen werden soll.
Weitere Vorgehensmodelle
Evolutionäres Modell:
- nur teilweise festgelegte Anforderungen
- Erstellung, Auslieferung und Auswertung sukzessiver Versionen
- Erfordert starke Kommunikation Entwickler ⇔ Anwender
Inkrementelles Modell:
- Alle Anforderungen müssen bekannt sein
- Iterativer Durchlauf durch die nachfolgenden Phasen
- Anforderungen können auch angepasst werden
Nebenläufiges Modell:
- Einzelne Schleifen des nebenläufigen Modells werden nicht nacheinander, sondern zeitlich versetzt (nebenläufig) durchgeführt.
- Erfordert hohen Planungs- und Personalaufwand und birgt Risiko, dass sich falsche Entscheidungen auf mehrere Schritte gleichzeitig auswirken.
Methoden und Darstellungstechniken
Darstellungstechniken der Ist-Aufnahme
- EPK
- Hierarchiediagramme
- Datenflusspläne
- Rasterdiagramme
- Entscheidungstabellen
- Strukturierter Text
Pflichtenheft
In einem Pflichtenheft werden festgehalten alle für ein IV-System zu beachtenden:
- Vorgaben
- Anforderungen
- Eigenschaften
- Funktionen
- Randbedingungen
Die konkrete Ausgestaltung eines Pflichtenhefts kann sehr unterschiedlich sein und hängt hauptsächlich von der jeweiligen Situation ab (z.B. Entwicklung / Standard-Software).
Sehr häufig sind Pflichtenhefte auch Bestandteil von Verträgen.
Wichtige Inhalte:
- Ziele, die mit der Realisierung des Systems verfolgt werden
- Ist-Zustands-Beschreibung der betroffenen Bereiche
- Mengengerüst / Häufigkeiten für Daten und Arbeitsabläufe
- allgemeine Anforderungen
- funktionale Anforderungen
- Anforderungen an Benutzerschnittstellen
- allgemeine Vorgaben an das Systemkonzept:
bevorzugte Standardprogramme, Umfang der angestrebten Lösung ("schlüsselfertig"?), Personalschulung, Gewährleistung (z.B. für Störungen, Dokumentation, Zeitverhalten), Ausbaufähigkeit, Realisierungsplan (z.B. Stufenkonzept) - Angaben zur Hardware-Konfiguration (Ausbaufähigkeit!)
- Angaben zur System-Software
Wichtige Software-Analysemethoden
- SADT: Structured Analysis and Design Technique
- SA: Strukturierte Analyse (Structured Analysis)
- SA/RT: Structured Analysis / Real Time
- HIPO: Hierarchy plus Input-Process-Output
- OOA: Object Oriented Analysis
SADT Aktivitätenmodell:
- Rechtecke zeigen die Aktivitäten (Funktionen, Prozesse) des Systems
- Pfeile stehen für Daten, die zwischen den Aktivitäten oder zwischen Aktivitäten und der Systemumwelt ausgetauscht werden
- Eingabedaten werden zu Ausgabedaten verarbeitet
- Steuerungsdaten beeinflussen nur die Verarbeitungsprozesse, werden aber selber nicht manipuliert
- Über den Mechanismus wird näher festgelegt, von welcher Art System der Vorgang durchgeführt wird (z.B. Mensch, Maschine, IV-System)
Bildbeschreibung "Aktivitätenmodell": Betroffen sind Eingabedaten, Ausgabedaten, Steuerungsdaten und der Mechanismus, die durch eine Aktivität verarbeitet werden.
Strukturierte Analyse (SA):
Datenflussdiagramme (Data Flow Diagrams)
- Prozesse transferieren Eingabedaten in
Ausgabedaten.
Ist Transformation leicht beschreibbar, dann Prozessspezifikation in strukturierter Sprache (Pseudocode), sonst weiteres Datenflussdiagramm. - Datenflüsse sind Kanäle, über die Daten
transportiert werden.
Daten haben eine vorgegebene Struktur, die in einem Data Dictionary festgehalten wird. - Speicher dienen der Ablage von Daten: Dateien, ganze Datenbanken, aber auch manuelle Ablage
- Terminatoren sind Objekte der Systemumwelt
- Zusammenstellung und Speicherung von Detailinformationen
- Text unter Verwendung einer speziellen Notation
Bildbeschreibung "BeispielSA: Data Flow Diagram (DFD)": Aktionen in dem Beispiel sind: Sperren aktualisieren (eingehend: sperren; ausgehend: sperren), EC-Verfügung durchführen (eingehend: sperren, EC-Karte, Betrag; ausgehend: Belege, Buchungssätze), Datenträger für Bank (eingehend: Buchungssätze; ausgehend: Datenträger).
Data Dictionary Eintrag
für Datenfluss "EC-Karte":
EC-Karte = EC-Kartennummer
+ Bankleitzahl + Kontonummer +
(Vorname) + Name + 0 {Datum+Zeit+Betrag} 3
Objektorientierter Ansatz:
Objekt = ein sich auf Phänomene der realen oder abstrakten Welt beziehende abgeschlossene Einheit, die intern lokale Daten besitzt.
Zu einem Objekt gehören
- Methoden, die das Objekt ausführen kann, und
- Eigenschaften bzw. Attribute, die durch die Methoden verändert werden können.
Mit anderen Objekten kommunizieren Objekte durch Mitteilungen, die Methoden auslösen.
Bildbeschreibung "Objektorientierter Ansatz": Objekt 1 = Auftrag (Eigenschaften: Auftragsnummer, Kundennummer; Methoden: Auftrag neu anlegen, Auftrag ändern). Objekt 2 = Kunde (Eigenschaften: Kundennummer, Anschrift mit Name, Straße und Ort; Methoden: Kunde neu anlegen, Anschrift auswählen). Objekt "Auftrag" kommuniziert beispielsweise mit Objekt "Kunde", indem es eine die Methode "Anschrift auswählen" auslösende Mitteilung mit Angabe der Kundennummer sendet.
Charakteristika des objektorientierten Ansatzes:
- Datenkapselung: nur Objekt greift direkt auf Daten zu
- Information hiding: nur Schnittstellen bekannt
- Vererbung: Übernahme von Attributen und Methoden
- Polymorphismus (Vielgestaltigkeit): gleiche Mitteilung kann bei verschiedenen Objekten unterschiedliche Aktionen auslösen
- Späte Bindung: erst während Programmlauf wird festgelegt, ob eigene Methode oder Methode der Oberklasse angewendet wird
Wichtige Entwurfsmethoden
- Strukturiertes Design (Structured Design)
- Pseudo-Code (Minispec)
- Programmablaufplan (PAP)
- Struktogramm
- Entscheidungstabellen
- OOD (Object Oriented Design)
- Unified Modeling Language (UML)
Strukturiertes Design:
- Funktionsorientierte Methode:
Aufgaben werden top-down in Teilaufgaben zerlegt und diese auf Module abgebildet (Prinzip der Modularisierung) - Beschreibungsmittel:
Strukturdiagramme, in denen die Module und die Verbindungen zwischen den Modulen dargestellt sind.
Bildbeschreibung "Strukturiertes Design": "Menü Kundenverwaltung" wird unterteilt in "Formular Kunde" und "Bericht Kunde". "Formular Kunde" wird erneut unterteilt in "Aktualisieren" und "Umsatzrabatt", "Bericht Kunde" in "Seitenansicht" und "Drucken".
Pseudo-Code und strukturierte Konstrukte:
- Textuelle Beschreibung der Logik von Modulen
- Schlüsselwörter aus der Welt der Programmierung sind mit Ausdrücken in natürlichen Sprache verbunden
- Reihung (Sequenz)
Sequentielle Folge von Operationen ohne Bedingung
Beispiel:BEGIN
Anweisungen
END - Verzweigung (Auswahl, Selektion)
Ausführung von alternativen Programmoptionen aufgrund einer Bedingung
Beispiel:IF Bedingung THEN
Anweisungen1
ELSE
Anweisungen2
ENDIF - Wiederholung (Iteration, Repetition)
Zyklische Wiederholung von Operationen; Anzahl wird durch eine Bedingung bestimmt
Beispiel:WHILE Bedingung DO
Anweisungen
ENDWHILE
DO
Anweisungen
WHILE Bedingung
Unified Modeling Language (UML):
... ist industrieller Quasi-Standard bei der objektorientierten
Software-Entwicklung.
... erlaubt die Beschreibung sowohl von Software als auch von
Geschäftsprozessen.
... hat folgende Ziele:
- die objektorientierte Modellierung von Systemen
- die Verknüpfung von Analyse und Entwurf
- die Berücksichtigung der speziellen Anforderungen bei der Entwicklung komplexer Systeme
- Einsatzmöglichkeit gleichermaßen durch Menschen und Computer
... bietet eine Vielzahl an graphischen Darstellungstechniken, mit denen komplexe Systeme umfassend modelliert werden können.
Phasenunabhängige Aufgaben
Projekt-Management
Projekt (DIN 69901) = Ein Projekt ist ein Vorhaben, das im wesentlichen durch die Einmaligkeit der Bedingungen in ihrer Gesamtheit gekennzeichnet ist, wie z.B.
- Zielvorgabe,
- finanzielle, personelle und andere Begrenzungen,
- Abgrenzung gegenüber anderen Vorhaben
- projektspezifische Organisation.
Projekt-Management (DIN 69901):
Gesamtheit von Führungsaufgaben, -organisation, -techniken und -mittel für die Abwicklung eines Projektes.
- Projektplanung (Inhalte, Kosten, Termine, Kapazitäten, Risiken)
- Projektkontrolle (Kenntnis über den Stand des Projektes)
- Projektsteuerung (Bewertung von Abweichungen, Maßnahmen)
- Projektreporting (Berichte über Projektstand und -verlauf)
- Projektdokumentation
- Mitarbeiter-/Teamführung
Projektorganisation
Lenkungsausschuss:
- Erteilung des Projektauftrags
- Auswahl der Projektleitung
- Bereitstellung Budget und Kapazitäten
- Abnahme der Projektergebnisse
Projekt-Management:
- Bildung und Führung des Projektteams
- Planung, Kontrolle, Steuerung der Aufgaben
- Berichterstattung an Lenkungsausschuss
Projektteam:
- Planung, Realisation, Information und Kommunikation bzgl. Projektaufgaben
- Zusammensetzung ist Erfolgsfaktor
Projekt-Vorgehensmodell
- Projektplanung
- Kick-off
- Projektstruktur (Arbeitspakete, Aktivitäten)
- Projektaufwand, -kosten und -termine- Projektaufwand: Summe der Aufwände für die Arbeitspakete
- Ressourcenplanung
- Kostenplan: Bewertung der Ressourcen mit Kostensätzen
- Projektablaufplan: Netzplan mit Abhängigkeiten der Aktivitäten
- Projektrealisation
- Projektarbeit: sukzessive Fertigstellung der Arbeitspakete
- Projektdokumentation und Projektberichtswesen
- Projektsteuerung (Inhalte, Kosten, Termine)
- Projektbeendigung
- Projektende: Abnahme, Übergabe, Close-down, Bewertung
- Projektabbruch: aus Projektumgebungsfaktoren, z.B. wegen Veränderung wirtschaftl. / strategischer Grundlagen
Qualitäts-Management
Qualitäts-Management umfasst alle vorbeugenden, kontrollierenden und nachbessernden Maßnahmen im Rahmen einer Systementwicklung, die konkret auf die Erreichung von Qualität ausgerichtet sind.
Aufgabenbereiche:
- Qualitätsplanung:
vorbereitende, vorbeugende Maßnahmen zur Erfüllung der Qualitätsanforderungen - Qualitätssteuerung:
operative Techniken und Tätigkeiten - Qualitätskontrolle:
kontrollierende und ggf. nachbessernde Maßnahmen
Ein Qualitätsmerkmal ist eine an einem Objekt feststellbare qualitative oder quantitative Eigenschaft, durch die gleichartige Qualitätsobjekte unterschieden werden können und die für die Messung, Beurteilung oder Bewertung von Qualität herangezogen werden kann.
Dokumentation
Richtlinien in
- DIN 66230: Programmdokumentation
- DIN 66231: Programmentwicklungsdokumentation
- DIN 66232: Datei-Datensatz- und Datenfelddokumentation
Systemdokumentation:
- wird benötigt für Betrieb, Wartung und Weiterentwicklung
- umfasst alle Unterlagen zur Beschreibung des Systems, wie z.B. Quellcode, Data Flow Diagrams, Data Dictionary, Minispecs, Struktogramme, Organisationskonzept, Testprotokolle
Benutzerdokumentation:
- enthält alle zur Anwendung einer Software erforderlichen Angaben
- umfasst das
- Anwenderhandbuch: alle Informationen für die Bedienung
- DV-Handbuch: alle für Installation, Betrieb und Pflege erforderlichen Informationen
Einsatz von Standard-Software
Vorteile des Einsatzes von Standard-Software:
- Hohe Qualität durch intensive Praxiserprobung
- In der Regel bessere Bedienbarkeit und Dokumentation
- Kostengünstiger durch Umlage der Entwicklungs- und Wartungskosten
- Kurzfristig verfügbar
- Kosten kalkulierbarer
- Referenzen verfügbar
- Probeinstallation möglich
- Externes Know-How verfügbar
- Über Wartungsvertrag erfolgt Teilnahme an Weiterentwicklung
Nachteile des Einsatzes von Standard-Software:
- Keine vollständige Abdeckung der speziellen Anforderungen
- Nur eingeschränkte Zufriedenheit der Benutzer mit "Standard"
- Hoher Anpassungsaufwand oder
- Nur geringe Anpassungsmöglichkeiten vorhanden
- Erhöhte Abhängigkeit vom Anbieter der Software
- Zu hohe Komplexität, da nur Teil der Funktionalität benötigt wird
- Kein strategischer Wettbewerbsvorteil gegenüber der Konkurrenz
Bildbeschreibung "Vor- und Nachteile beim Einsatz von Standard-Software": Ist Standard-Software nicht oder nur gering anpassbar, dann kommt es zu organisatorischer Anpassung. Ist Standard-Software anpassbar, so kommt es zu technischer Anpassung (Customizing). Diese ist unterteilbar in Parameter, Tools (Masken-/Listengenerator), Konfigurierung (Module) und Anpassungsprogrammierung.
Einführungsstrategien von Standard-Software
Zentrierung:
- technik-zentriert:
Konzentration auf die technischen Probleme der Systemeinführung - anwender-zentriert:
Konzentration auf Akzeptanz und richtige Handhabung bei Anwendern - organisations-zentriert:
Focus auf Gestaltung/Veränderung der organisatorischen Strukturen und Abläufe
Terminierung:
- "Big-Bang"
Komplett-Einführung zu bestimmtem Stichtag - "Step-by-Step"
Umstellung einzelner Abteilungen/Bereiche bzw. Software-Module