Wirtschaftsinformatik (Bachelor-Studiengang): Rechnungswesen (2. Semester)
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MS / CM, Kurs vom 01.10.2002 - 31.03.2003
- Finanzauszahlungen (sachlich ohne Zusammenhang zu Ausgaben oder Aufwand)
- Erfolgsauszahlungen (sachlich im Zusammenhang mit Ausgaben oder Aufwand)
Die Auszahlung als Minderung der Zahlungsmittelbestände:
Liegt bei einem Geschäftsvorfall ein Abfluss von Zahlungsmitteln vor, also mindern sich die Bank- oder Kassenbestände, so handelt es sich grundsätzlich um eine Auszahlung.
Auszahlungen können sachlich und zeitlich mit Ausgaben und Aufwand in Verbindung stehen, können aber auch sachlich und zeitlich differenziert davon auftreten.
Auszahlungen können dadurch unterschiedlichen Charakter haben:
Finanzauszahlungen (sachlich ohne Zusammenhang zu Ausgaben oder Aufwand)
Fließen Zahlungsmittel ab, ohne dass dafür eine Gegenleistung zufließt (Auszahlung ohne Ausgaben) oder ohne dass ein Einfluss auf den Eigenkapitalbestand entsteht (Auszahlung ohne Aufwand), handelt es sich um eine Finanzauszahlung (Auszahlung ohne Einfluss auf den Unternehmenserfolg).
Möglichkeiten:
Finanzauszahlung als Aktiv-Passiv-Minderung
- Auf der Aktiv-Seite mindern sich die Zahlungsmittelbestände.
- Auf der Passiv-Seite mindern sich die
Finanzverbindlichkeiten.
Eine Finanzschuld wird getilgt, es fließen Zahlungsmittel ab, die ohnehin nicht Eigentum des Unternehmens waren (zinslose Darlehenstilgung). Das Geldvermögen des Unternehmens mindert sich ebenso wenig wie das Eigenkapital. Das Unternehmen selbst wird also nicht ärmer (keine Gegenleistung, also keine Ausgabe, keine Eigenkapitalsminderung, also kein Aufwand).
oder:
- Auf der Aktiv-Seite mindern sich die Zahlungsmittelbestände.
- Auf der Passiv-Seite mindern sich die Rückstellungen.
Beispiel: Eine Darlehenstilgungsrate von 1.000 € wird ausgezahlt.
Bildbeschreibung "Finanzauszahlung als Aktiv-Passiv-Minderung": Bilanzbeispiel. Zahlungsmittel (Aktivseite) mindern sich um 1.000 €, Verbindlichkeiten (Passivseite) mindern sich ebenfalls um 1.000 €. Damit sinken sowohl das Gesamtvermögen als auch das Gesamtkapital um 1.000 €.
Exkurs
Abgrenzung von Eigenkapitalteilen für Zahlungen die sachlich zwar eine betrachtete Periode betreffen, also (als Aufwand) das Eigenkapital schmälern müssten, zeitlich aber erst in einer späteren Periode getätigt werden. (Höhe und Zeitpunkt noch nicht feststehend, Bildung von "Verbindlichkeiten" für spätere Zahlungen, "Reservierung" von Eigenkapital für sogenannte "ungewisse Verbindlichkeiten".)
Sinn: Beeinflussung des unternehmerischen Erfolges in der Periode, in die der Einfluss (Aufwand) sachlich gehört.
Das heißt auch hier, dass eine Schuld getilgt wird. Es fließen Zahlungsmittel ab, deren sachlicher Grund schon früher zu einem Abfluss hätte führen müssen. Aufgrund ungewisser Höhe und Fälligkeit verschiebt sich der Abfluss aber in die spätere Periode.
Geldvermögen und Eigenkapital der Periode mindern sich nicht mehr in der Abflussperiode (das Unternehmen wird nicht ärmer), da durch die Bildung der Rückstellung die Eigenkapital mindernde Wirkung (das ärmer werden des Unternehmens, der Aufwand) schon vorweg genommen wurde.
Beispiel: Auszahlung einer Steuerrückstellung an das Finanzamt nach Erhalt des Steuerbescheids im Jahr 02 für das Jahr 01
Bildbeschreibung "Rückstellungen": Bilanzbeispiel. Zahlungsmittel (Aktivseite) sinken um 500 €, Rückstellungen (Passivseite) sinken ebenfalls um 500 €. Damit verringern sich sowohl das Gesamtvermögen als auch das Gesamtkapital um 500 €.
Finanzauszahlung als Aktiv-Tausch
- Auf der Aktiv-Seite mindern sich die Zahlungsmittelbestände und
- auf der Aktiv-Seite erhöhen sich die Forderungen.
Das heißt, Geld wird verliehen, es fließen Zahlungsmittel ab, die Eigentum des Unternehmens bleiben.
Das Geldvermögen des Unternehmens mindert sich ebenso wenig, wie das Eigenkapital. Das Unternehmen wird nicht ärmer.
Beispiel: Das Unternehmen überweist einen zinslos gewährten Kredit von 2.000 €.
Bildbeschreibung "Finanzauszahlung als Aktiv-Tausch": Bilanzbeispiel. Forderungen erhöhen sich um 2.000 €, Zahlungsmittel verringern sich um 2.000 €. Beides Veränderungen auf der Aktivseite. Gesamtvermögen und Gesamtkapital bleiben damit konstant.
Erfolgsauszahlungen (sachlich im Zusammenhang mit Ausgaben oder Aufwand)
Hier liegt grundsätzlich ein Zahlungsmittelabfluss vor, der zeitgleich oder potentiell später zu einer Minderung des Eigenkapitalbestandes führt.
(Auszahlungen zur Güter- und Leistungsbeschaffung und letztlich zum Verbrauch, also für Ausgaben und Aufwand)
Möglichkeiten:
Erfolgsauszahlung als Aktiv-Passiv-Minderung
- Auf der Aktiv-Seite mindern sich Zahlungsmittelbestände.
- Auf der Passiv-Seite mindern sich der Eigenkapitalbestand direkt oder die Verbindlichkeiten und der Eigenkapitalbestand später oder früher.
Entweder: Es fließen Zahlungsmittel ab, ohne dass überhaupt eine Gegenleistung zufließt (keine Ausgabe) oder eine Verpflichtung (Vbk.) bestand. Das Unternehmen wird unmittelbar ärmer (Aufwand).
Beispiel: Das Unternehmen spendet 5.000 €.
Bildbeschreibung "Erfolgsauszahlung als Aktiv-Passiv-Minderung (Teil 1)": Bilanzbeispiel. Zahlungsmittel (Aktivseite) sinken sich um 5.000 €, Eigenkapital (Passivseite) sinkt um 5.000 €. Damit verringern sich sowohl Gesamtvermögen als auch Gesamtkapital um 5.000 €.
Oder: Es fließen Zahlungsmittel zur Bezahlung einer Gegenleistung ab (Ausgabe), ohne dass die Gegenleistung sich unmittelbar als Aktiv-Tausch niederschlägt sondern nur als Eigenkapitalminderung. Das Unternehmen wird ärmer (Aufwand).
Beispiel: Eine Lohnsumme von 8.000 € wird ausgezahlt.
Bildbeschreibung "Erfolgsauszahlung als Aktiv-Passiv-Minderung (Teil 2)": Bilanzbeispiel. Zahlungsmittel (Aktivseite) sinken sich um 8.000 €, Eigenkapital (Passivseite) sinkt um 8.000 €. Damit verringern sich sowohl Gesamtvermögen als auch Gesamtkapital um 8.000 €.
Beispiel: Handwerkzeuge für 90 € werden gekauft. Aufgrund der Geringwertigkeit erfolgt keine Aufnahme in das Sachvermögen des Unternehmens sondern sofort eine Behandlung als Verbrauch. (Ausgabe, Aufwand).
Bildbeschreibung "Erfolgsauszahlung als Aktiv-Passiv-Minderung (Teil 3)": Bilanzbeispiel. Zahlungsmittel (Aktivseite) sinken sich um 90 €, Eigenkapital (Passivseite) sinkt um 90 €. Damit verringern sich sowohl Gesamtvermögen als auch Gesamtkapital um 90 €.
Oder: Es fließen in einer Periode 02 zur Begleichung von Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen Zahlungsmittel ab. Das heißt, dass in einer Vorperiode 01 eine Gegenleistung zugeflossen sein muss (Ausgabe), deren Bezahlung erst später (in 02) erfolgt. Da Gegenleistungen in Form von Lieferungen und Leistungen früher oder später zu einem Eigenkapital mindernden Verbrauch führen (Aufwand), handelt es sich hier trotz der Periodenverschiebung um Erfolgsauszahlungen und nicht um Finanzauszahlungen (Periodenungleichheit von Auszahlung, Ausgabe und Aufwand).
Beispiel: Bezahlung einer Materiallieferung der Periode 01 erfolgt in Periode 02.
Bildbeschreibung "Erfolgsauszahlung als Aktiv-Passiv-Minderung (Teil 4)": Bilanzbeispiel. Zahlungsmittel (Aktivseite) sinken sich um 2.000 €, Verbindlichkeiten (Passivseite) sinkt um 2.000 €. Damit verringern sich sowohl Gesamtvermögen als auch Gesamtkapital um 2.000 €.
Der Verbrauch des Materials (Aufwand) kann in Periode 01, 02 oder später liegen.
Erfolgsauszahlung als Aktiv-Tausch
- Auf der Aktiv-Seite mindern sich die Zahlungsmittelbestände und
- auf der Aktiv-Seite erhöhen sich die Forderungen oder das Sachvermögen.
Entweder: Es fließen in einer Periode 01 bereits Zahlungsmittel ab, für die die Gegenleistung erst in einer späteren Periode (02) erfolgt (Auszahlung). Geldvermögen, Eigenkapital und Sachvermögen des Unternehmens verändern sich in der Auszahlungsperiode 01 nicht (keine Ausgabe, kein Aufwand).
Das heißt, das Unternehmen wird nicht ärmer. Trotzdem erfolgt eine Zuordnung zu den Erfolgsauszahlungen, da die spätere Gegenleistung (Ausgabe) früher oder später auch zu einem Eigenkapital mindernden Verbrauch (Aufwand) führen wird.
Beispiel: Anzahlung von 3.000 € an einen Lieferanten in der Periode 01, die Lieferung soll in der Periode 02 erfolgen.
Bildbeschreibung "Erfolgsauszahlung als Aktiv-Tausch (Teil 1)": Bilanzbeispiel. Forderungen steigen um 3.000 €, Zahlungsmittel sinken um 3.000 €. Beides Veränderungen auf der Aktivseite. Gesamtvermögen und Gesamtkapital bleiben daher konstant.
Oder: Es fließen Zahlungsmittel ab, für die periodengleich eine bestandserhöhende Gegenleistung zufließt (Auszahlung verbunden mit Ausgabe).
Die Minderung der Zahlungsmittelbestände führt zu einer Minderung des Geldvermögens bei äquivalenter Erhöhung des Sachvermögens.
Das heißt, das Eigenkapital bleibt gleich, das Unternehmen wird nicht ärmer (kein Aufwand).
Beispiel: Bareinkauf von Rohstoffen für 900 €.
Bildbeschreibung "Erfolgsauszahlung als Aktiv-Tausch (Teil 2)": Bilanzbeispiel. Sachvermögen steigt um 900 €, Zahlungsmittel sinken um 900 €. Beides Veränderungen auf der Aktivseite. Gesamtvermögen und Gesamtkapital bleiben daher konstant.