Wirtschaftsinformatik (Bachelor-Studiengang): Internes Rechnungswesen (3. Semester)

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MS / CM, Kurs vom 01.04.2003 - 30.09.2003

Internes Rechnungswesen: Die Kostenartenrechnung: Die Differenzierungsmöglichkeiten von Kosten, Die Differenzierung der aufwandsentsprechenden Grundkosten (Zweckaufwand) nach Art der verbrauchten Einsatzfaktoren (Ergebnisermittlung, Beispiel für die Systematik eines Kostenartenplanes), Die Differenzierung von aufwandsungleichen Zusatzkosten (kalkulatorische Kostenarten) (Die Geschäftsbuchführung, Die Betriebsbuchführung, Kalkulatorische Kostenarten).

  1. Die Differenzierungsmöglichkeiten von Kosten
  2. Die Differenzierung der aufwandsentsprechenden Grundkosten (Zweckaufwand) nach Art der verbrauchten Einsatzfaktoren
  3. Die Differenzierung von aufwandsungleichen Zusatzkosten (kalkulatorische Kostenarten)

Die Differenzierungsmöglichkeiten von Kosten

In der Kostenartenrechnung erfasst man die im Betrieb anfallenden Kosten geordnet, um Primär bedeutet eine Differenzierung nach Kostenarten:
Differenzierungsmöglichkeiten nach verschiedenen Differenzierungskriterien
Differenzierungskriterium Daraus resultierende Arten von Kosten
Verhältnis der Kosten zum Aufwand
  • aufwandsentsprechende Grundkosten
  • kalkulatorische Anders- oder Zusatzkosten
Art der verbrauchten Einsatzfaktoren
  • z.B. Personalkosten, Sachkosten, Kapitalkosten, Kosten für Dienstleistungen
Zurechenbarkeit zu Kostenträgern
  • direkt zurechenbare Gemeinkosten
  • nicht direkt zurechenbare Gemeinkosten
Verhalten bei Beschäftigungs- bzw. Leistungsänderungen
  • fixe Kosten
  • variable Kosten
Tatsächlichkeitsgrad der Kosten
  • Ist-, Normal- und Plankosten
Zeit- und Sachbezug der Kosten
  • Kosten je Leistungseinheit (Einheitskosten)
  • Kosten für das Leistungsvolumen einer Periode (Periodenkosten)
Differenzierung nach betrieblichen Funktionen
  • z.B. Lager-, Beschaffungs- und Transportkosten, Fertigungskosten, Forschungs- und Entwicklungskosten, Vertriebskosten, Verwaltungskosten
Differenzierung nach Herkunft der Einsatzfaktoren
  • primäre Kosten (Kosten der von außen beschafften Güter)
  • sekundäre Kosten (Kosten für innerbetriebliche Leistungen, die selbst weiterverbraucht werden und nicht an andere veräußert werden)
Differenzierung nach der Häufigkeit des Auftretens
  • einmalige Kosten
  • laufende Kosten
Differenzierung nach der Zusammensetzung
  • einfache Kosten
  • zusammengesetzte Kosten
Differenzierung nach dem Umfang einbezogener Kostenbestandteile
  • Vollkosten
  • Teilkosten

Hinweis/FAZIT:

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Die Differenzierung der aufwandsentsprechenden Grundkosten (Zweckaufwand) nach Art der verbrauchten Einsatzfaktoren

Die Aufwendungen der Geschäftsbuchführung sind entweder betriebsbedingt oder neutral.

  1. betriebsbedingt:
    Lohnzahlungen, Abschreibungen auf Sachanlagen, Soziale Abgaben, Gehaltszahlungen, Instandhaltungsaufwendungen für Maschinen, Aufwendungen für Rohstoffe, Mietzahlung für gemietetes Lagergebäude, Überweisung der Kfz-Steuer für Betriebs-LKW
  2. neutral:
    Verlust aus Wertpapierverkäufen, Brandschaden im Hilfsstofflager, Abschreibungen auf ein Mietshaus, Verlust aus dem Verkauf einer Maschine des Anlagevermögens, Hoher Forderungsausfall durch den Konkurs eines Kunden, Nachzahlung von Betriebssteuern für vorangegangene Geschäftsjahre aufgrund einer Betriebsprüfung, Zinsaufwendungen

Auch die Erträge des Unternehmens sind entweder betriebsbedingt oder neutral.

  1. betriebsbedingt:
    Umsatzerlöse für eigene Erzeugnisse, Mehrbestand an fertigen Erzeugnissen zum Jahresabschluss, Umsatzerlöse für Waren
  2. neutral:
    Mieterträge, Ertrag aus dem Verkauf eines Gegenstandes des Anlagevermögens, Selbsterstellte Maschine für die Verwendung im eigenen Betrieb, Zinsgutschrift der Bank, Erträge aus Wertpapierverkäufen, Erträge aus Beteiligungen, Rückerstattung zuviel entrichteter Betriebssteuern für vergangene Geschäftsjahre durch das Finanzamt, Erträge aus der Herabsetzung von Rückstellungen

Ergebnisermittlung

Aus der Buchführung eines Industriebetriebes liegen folgende Angaben zu den Erträgen und Aufwendungen vor:
  1. Umsatzerlöse (800 T€)
  2. Zinserträge (20 T€)
  3. Mieterträge (45 T€)
  4. Aufwendungen für Rohstoffe (270 T€)
  5. Aufwendungen für Hilfsstoffe (50 T€)
  6. Löhne (350 T€)
  7. Gehälter (90 T€)
  8. Soziale Abgaben (40 T€)
  9. Zinsaufwendungen (10 T€)
  10. Grundsteuer für Betriebsgrundstück (25 T€)
  11. laufende Instandsetzung (9 T€)
  12. Aufwendungen für Büromaterial (3 T€)

Aufgabe: Ordnen Sie die Aufwendungen und Erträge bei gleichzeitiger Differenzierung in einen neutralen Bereich und einen Kosten- und Leistungsbereich in Tabellen.

Gegenüberstellung Unternehmensbereich - neutraler Bereich - Betriebsbereich (Beispiel)
Unternehmensbereich neutraler Bereich Betriebsbereich
Aufwand Erträge neutraler Aufwand neutrale Erträge Kosten Leistungen



d) 270 T€
e) 50 T€
f) 350 T€
g) 90 T€
h) 40 T€
i) 10 T€
j) 25 T€
k) 9 T€
l) 3 T€
a) 800 T€
b) 20 T€
c) 45 T€








i) 10 T€

b) 20 T€
c) 45 T€



d) 270 T€
e) 50 T€
f) 350 T€
g) 90 T€
h) 40 T€

j) 25 T€
k) 9 T€
l) 3 T€
a) 800 T€

Beispiel für die Systematik eines Kostenartenplanes

Kostenartenhauptgruppe 0, Löhne:

00: Fertigungslöhne
01: Gemeinkostenlöhne für Arbeit
02: Übrige Gemeinkostenlöhne
03: freiwillige Zuwendungen
04: Prämien für Verbesserungsvorschläge
05: Sachbezüge
06: Vergütungen an gewerbliche Auszubildende
07 - 09: frei

Kostenartengruppen 02, Übrige Gemeinkostenlöhne:

020: Lohnfortzahlung
021: Urlaubslohn
022: Feiertagslohn
023: Betriebsratssitzung
024: Betriebsversammlung
025: Wartezeiten
026: Ausfallzeiten
027: Arzt- und Behördenbesuche
028: Einstellung / Entlassung
029: Sonstige Gemeinkosten-Löhne

Kostenartenhauptgruppe 1, Gehälter:

10 - 19: Kostenartengruppen entsprechend Hauptgruppe 0

Kostenartenhauptgruppe 2, Sozialkosten zu Löhnen und Gehältern:

20: Arbeitgeberanteil zur Sozialversicherung (Lohnbereich)
21: Arbeitgeberanteil zur Sozialversicherung (Gehaltsbereich)
22: Beiträge zur Berufsgenossenschaft
23: Sonstige gesetzliche Sozialkosten
24: Kosten der freiwilligen Altersversorgung und Unterstützung
25: Sonstige freiwillige Sozialkosten
26 - 29: frei

Kostenartenhauptgruppe 3, Materialkosten:

30: Rohstoffe (= Hauptbestandteile der Erzeugnisse)
31: Vorproduktion von Fremdfirmen ("verlängerte Werkbank")
32: Hilfsstoffe (= untergeordnete Bestandteile der Erzeugnisse; z.B. Schrauben, Muttern, Schweißdraht, Leim, Konservierungsstoffe)
33: Betriebsstoffe (= Brennstoffe, Schmiermittel, Kühlmittel, Büromaterial, Putz- und Pflegemittel)
34: Verschleißwerkzeuge
35: Energie
36: Handelswaren
37: Verpackungsmaterial
38: Reparaturmaterial
39: Sonderabschreibungen auf Stoffe und Handelswaren

In Hauptgruppe 4, Kapitalkosten, wären die kalkulatorischen Kostenarten Zinsen, Abschreibungen und Wagnisse einzuordnen.

In Hauptgruppe 5, Fremdleistungen, gehören vielfältige Leistungen fremder Betriebe: Fremde Instandhaltung, Mieten, Werbekosten, Postkosten, Frachtkosten, Beratungskosten, Schornsteinfeger-, Straßenreinigungs-, Müllabfuhrgebühren, Beiträge an Verbände.

In Hauptgruppe 6, Steuern und Abgaben, wären z.B. Grund-, Kraftfahrzeug-, Ausfuhrzölle, Verbrauchssteuern und andere Abgaben ohne spezielle Gegenleistungen aufzunehmen.

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Die Differenzierung von aufwandsungleichen Zusatzkosten (kalkulatorische Kostenarten)

Die Geschäftsbuchführung

Die Geschäftsbuchführung (Finanzbuchführung) erfasst buchungstechnisch alle Aufwendungen und Erträge, die während einer Abrechnungsperiode angefallen sind.

Externe handels- und steuerrechtliche Vorschriften beeinflussen hier, was und in welcher Höhe gebucht werden darf bzw. muss (Sicherung der Prinzipien des Gläubigerschutzes und der Gleichmäßigkeit der Besteuerung).

Das unternehmerische Gesamtergebnis wird in der GuV-Rechnung als Differenz zwischen Erträgen und Aufwendungen ermittelt und ist somit ebenfalls durch die externen Vorschriften beeinflusst. Diese gebuchten Aufwendungen und Erträge und der daraus resultierende Erfolg spiegeln durch die äußeren Einflüsse nur bedingt die tatsächlichen, individuellen wirtschaftlichen Vorgänge eines Unternehmens wieder.

Zur Unternehmenssteuerung sind diese Daten somit ebenfalls nur bedingt geeignet.

Die Betriebsbuchführung

Die Betriebsbuchführung übernimmt im Rahmen der Kosten- und Leistungsrechnung aus der Geschäftsbuchführung nur jene Aufwendungen, die im Zusammenhang mit der betrieblichen Leistungsverwertung und -erstellung entstanden sind (Zweckaufwand = Grundkosten). Ebenso werden nur jene Erträge übernommen, die aus dem Betriebsprozess resultieren (Zweckerträge = Leistungen).

Würde man als Differenz der gegenüber den sogenannten neutralen Erträgen und Aufwendungen abgegrenzten Leistungen und Kosten einen betrieblichen Erfolg als Gewinn oder Verlust ermitteln, so wäre dieser ebenfalls noch von den externen Vorschriften zu den gebuchten Aufwendungen und Erträgen beeinflusst.

Benötigt werden aber intern Steuerungsinformationen, die möglichst real, betriebsindividuell und frei von externen Prinzipien die Prozesse widerspiegeln.

Kalkulatorische Kostenarten

Der Ansatz kalkulatorischer Kostenarten in der Kostenrechnung ist eine wesentliche Methode zur gezielten Beseitigung externer Informationseinflüsse.

Extern beeinflusste Aufwandsinformationen werden durch diesen Ansatz kalkulatorischer Kosten für interne Zwecke so umgewandelt, dass sie dem individuellen Betriebsprozess weitgehend entsprechen.

Hinweis: Kalkulatorische Kosten sind Kosten, denen kein Aufwand (Zusatzkosten) oder Aufwand in anderer Höhe (Anderskosten) gegenübersteht.

Solche kalkulatorischen Kostenarten (Anders- und Zusatzkosten, kalkulatorische Kostenarten)lassen sich im wesentlichen wie folgt gruppieren:

Anders- und Zusatzkosten: Gegenüberstellung gebucht - verrechnet.
In der Geschäftsbuchführung nach externen Vorschriften gebuchte Aufwandsarten In der Kostenrechnung intern in anderer Höhe oder zusätzlich verrechnete Kostenarten
Anderskosten
  • gezahlte Fremdkapitalzinsen
  • bilanzielle Abschreibungen
  • eingetretene Wagnisaufwendungen
  • nicht periodengerecht anfallender Aufwand
  • gebuchte Einstandspreise
  • kalkulatorische Zinsen
  • kalkulatorische Abschreibungen
  • kalkulatorische Wagnisse
  • periodengerecht verteilte Kosten
  • Ansatz von Verrechnungspreisen
Zusatzkosten
  • keine Aufwandsbuchung
  • keine Aufwandsbuchung
  • kalkulatorischer Unternehmerlohn
  • kalkulatorische Miete

Unter Berücksichtigung kalkulatorischer Kostenarten lässt sich als Differenz zwischen Leistungen und (korrigierten) Kosten intern ein Betriebsergebnis ermitteln, welches in seinen Bestandteilen und seiner Entwicklung für die Unternehmenssteuerung als Informationsbasis wesentlich geeigneter ist, als der extern beeinflusste Gesamterfolg.

Diese rechnerische Proportionsverschiebung zwischen Betriebsergebnis und neutralem Ergebnis beeinflusst das Gesamtergebnis nach außen hin nicht.

Kalkulatorische Kosten dürfen nach den externen handels- und steuerrechtlichen Vorschriften auch nicht in die bilanzielle Bewertung und Erfolgsermittlung einbezogen werden.

Intern dient diese bewusste Proportionsverschiebung einer möglichst prozessnahen Unternehmenssteuerung. Ein veränderter oder zusätzlicher Kostenansatz soll also keinesfalls selbsttäuschend im Unternehmen wirken. Im Gegenteil, durch möglichst prozessnahe Kosteninformationen soll die Informationsbasis zur Unternehmenssteuerung verbessert werden.